Grün ist es im kleinen Stadtpark in Saerbeck im Sommer ohnehin. In den vergangenen Tagen haben Schülerinnen und Schüler der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule aber dafür gesorgt, dass viele Farben hinzugekommen sind. Auf einer Mauer ist ein Graffiti entstanden, mit dem die Neun- bis 15-Jährigen ihre bunten Ideen zum Thema Demokratie verewigt haben. Die Aktion ist Teil der gemeinsamen Demokratie-Kampagne vom Bistum Münster, dem Diözesancaritasverband und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) mit dem Titel "Lebe Freiheit!".
"Demokratie geht uns alle an und wir müssen alle etwas dafür tun, dass wir diesen Schatz für uns bewahren", sagt Christina Tuttmann, Referentin für Gemeindecaritas und youngcaritas beim Caritasverband Emsdetten-Greven zur Idee der Initiative. "Demokratie ist deswegen auch Einsatz und Arbeit, auch um junge Menschen dafür zu sensibilisieren und zu begeistern." Mit dieser Einstellung radelte die Saerbeckerin irgendwann vorbei an der Backsteinmauer, auf der zuvor eher Schmierereien als künstlerische Graffiti zu sehen waren. Damit war ihre Idee geboren: Hier sollte eine farbenfrohe Botschaft entstehen - von Jugendlichen selbst geschaffen.
Die Idee brachte einige Herausforderungen, die Tuttmann aber zügig meisterte. Der Kontakt zur Gesamtschule war schnell hergestellt, Lehrer und Jugendsozialarbeiter sofort begeistert. Mit Graffiti-Künstlers Chris Helmig konnte ein Partner gefunden werden, der auch pädagogische Hintergründe einfließen lässt. Und die Gemeinde Saerbeck sagte zeitnah zu, die Mauer für das Projekt zur Verfügung zu stellen.
Bei der Finanzierung fand sie beim Caritasverband für die Diözese Münster Unterstützung. "Ich wusste, dass sie Demokratie-Aktionen fördern", sagt Tuttmann. "Und der enge Draht zu der dort zuständigen Referentin für youngcaritas, Tabea Weil, existiert ohnehin." Die wusste sofort, welche Kontakte sie aktivieren musste. Letztlich übernahmen die Caritas-Konferenzen im Bistum Münster die Summe für das Projekt in Höhe von etwa 2.500 Euro.
Und so konnten die Schüler kurz vor den Sommerferien ans Werk gehen. Zunächst noch ohne Sprühdose, sondern in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema und der Ideensammlung für die Umsetzung. Dann mit einer technischen Einweisung rund um die Kunst des Graffitis. Erst danach ging es an dem kommenden Tagen mit Farben, Schutzmaske, alten Klamotten und Handschuhen ausgerüstet zur Mauer in den Park.
Die Idee für das Kunstwerk: In etwa zwei Meter großen Buchstaben entstand das Wort Demokratie. In jeweils einem davon konnten die Jugendlichen in Gruppen ihre Wünsche und Gefühle dazu zum Ausdruck bringen. Das geschah mit großem Einfallsreichtum: Die Friedenstaube begann zu fliegen, Regenbögen erstrahlten, Blumen blühten auf…
Isabell Winkeljann hatte sich mit ihrer Freundin Lea Vos das "K" vorgenommen, mit einem Herz für Frieden und mit einer Waage für Gerechtigkeit verziert. Die Worte "Diktatur" und "War" wurden durchgestrichen, das Wort Demokratie auf einer Art Straßenschild verewigt. "Das alles bedeutet mir viel", beschrieb die dreizehnjährige Isabell ihre Arbeit. "Damit wollen wir zeigen, welchen Wert die Demokratie auch für uns hat."
Graffiti-Künstler Chris Helmig kennt die Strahlkraft solcher Projekte. "Graffiti übt eine große Anziehung auf Jugendliche aus - es riecht, es ist bunt, es ist Teamwork mit vielen Ideen." Und es habe etwas Bleibendes: "Was wir geschaffen haben, bleibt hier über Jahre und wird jedes Mal auf die Schüler wirken, wenn sie hier vorbeikommen." Die Wirkung blieb schon bei den Arbeiten nicht allein im Kreis der Sprayer. Viele Passanten blieben stehen, die Reaktionen waren durchweg positiv. Nicht nur weil die Schmierereien einem schönen, strahlenden Bild gewichen sind. Auch weil die Botschaft eine wichtige ist. Das war immer wieder zu hören.
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 57 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 115 Tagespflegen, 27 Pflegeschulen, 89 Kindertageseinrichtungen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
024-2025 (mib) 14. Juli 2025