Dominique Hopfenzitz bei einer Demonstration in Düsseldorf im Oktober 2023.Foto: Caritas für das Bistum Münster
Aus den Caritas-Einrichtungen im Bistum Münster werden am Mittwoch (13. November 2024) mehr als 1000 Mitarbeitende nach Düsseldorf aufbrechen, um vor dem NRW-Landtag gegen die Kürzungspläne für den Sozialbereich im Landeshaushalt zu protestieren. Aber nicht nur bei den Streichungen dieser Gelder liegt es im Argen - auch Kindertagesstätten, Krankenhäuser und Pflege-Einrichtungen sind durch die wirtschaftliche Situation gefährdet. Insgesamt haben sich zu der Veranstaltung der Freien Wohlfahrtspflege in NRW über 24.000 Teilnehmer angemeldet. Aus Platz- und Sicherheitsgründen wurde die Kundgebung deshalb vom Platz direkt vor dem Landtag auf die Rheinwiesen verlegt.
"Wir fordern eine Rücknahme der Kürzungspläne und endlich auch einen Ausgleich der weiterhin strukturell unterfinanzierten Bereiche wie bei den Kitas", sagt der Vorstand der Caritas für das Bistum Münster, Dominique Hopfenzitz, im Vorfeld der Demonstration. Die Streichung von etwa 83 Millionen Euro treffe die Menschen in Not- und Krisensituationen schwer. Anstelle der Schwächung sozialer Angebote müsse es vielmehr um eine Stärkung der Strukturen gehen. "Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation verlangt nach Perspektiven für die finanziell und sozial an den Rand gedrängten Menschen." Betroffen seien fast alle Angebote der Caritas vor Ort.
Für die Fachberatung der Schuldnerberatung etwa soll es 2025 überhaupt keine Gelder mehr geben. Knapp eine halbe Millionen Euro würden den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrt dafür nicht mehr zur Verfügung stehen. "Damit würde ein ganzes Bündel an Leistungen wegfallen, mit denen wir die Arbeit vor Ort unterstützen", konkretisiert das Ludger Schulten aus dem Bereich Soziale Arbeit des Diözesancaritasverbands. "Interessensvertretung, Einsatz gegen strukturelle Probleme oder Vermittlung neuer Informationen sowie Schulungen gebe es dann nicht mehr." Leidtragende wären am Ende jene Hilfesuchenden, denen durch die schwindenden Angebote der Ausstieg aus der Schuldenfalle nicht gelingen könnte.
Auch für den Bereich der Flüchtlingshilfen hätten die Kürzungen unmittelbare Auswirkungen, sagt die zuständige Referentin der Caritas für das Bistum Münster, Maike Krumm. "Die Asylverfahrensberatung in den Landeseinrichtungen für Schutzsuchende und Integrationsprojekte stehen vor dem Aus." Geflüchtete würden dann mit denen für ihren weiteren Weg entscheidenden Fragen allein gelassen. "Unsicherheit und Frustration werden steigen - was auch eine zunehmende Gefahr für das gesellschaftliche Zusammenleben ist."
Ebenso werden vom geplanten Haushalt für 2025 Leistungen für Familien und Kinder in Frage gestellt. "Die Arbeit der Erziehungsberatungsstellen in den Familienzentren ist bedroht", erklärt die Referentin der Caritas für das Bistum Münster in diesem Bereich, Inga Niemann. Sie erwartet für diese Aufgaben eine Kürzung um drei Millionen Euro Förderung auf etwa zwei Millionen Euro. Ein wichtiger Kontaktort der Beratenden zu den Familien würde damit wegfallen. "Das würde zu schwindender Gleichberechtigung und Bildungsungerechtigkeit führen - längerfristige und kostenintensive Hilfen für die betroffenen Familien wären die Folge."
Die Caritas für das Bistum Münster wird sich über die Demonstration hinaus weiter intensiv gegen die Kürzungen und den schleichenden Sozialabbau stark machen und den Kontakt zu Politikern, Entscheidern und Verantwortungstragenden suchen. "Das ist im besten Sinne Lobby-Arbeit für die Menschen in NRW, die selbst kein Gehör finden", so Dominique Hopfenzitz.
Weitere Informationen zur Demonstration: www.nrw-bleib-sozial.de
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 57 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 115 Tagespflegen, 27 Pflegeschulen, 89 Kindertageseinrichtungen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
062-2024 (mib) 12. November 2024