"Viele müssen mit einem Aufnahmestopp auf die stark ansteigenden Zahlen der Hilfesuchenden reagieren", bestätigt Schmitt die jüngst veröffentlichte stichprobenartige Umfrage des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums unter den 174 Tafeln im Bundesland.
"Die Kostenexplosion bei Strom, Gas, Benzin und Lebensmittelpreisen zwingt immer mehr Menschen, sich hilfesuchend an die Tafeln zu wenden", sagt der Caritas-Vorsitzende. Die steigende Armutsbetroffenheit und weniger Lebensmittel durch den Kriegsausbruch in der Ukraine erschwerten die Situation in den Ausgabestellen. "Einkommensarme Haushalte müssen kurzfristig Unterstützung erhalten und auch die Tafeln benötigen schnellstmöglich Hilfe", betont Schmitt und fordert von der Politik: "Existenzsichernde Leistungen müssen so bemessen sein, dass sie eine zusätzliche Unterstützung durch die Tafeln überflüssig machen." Armut sei in einem Land wie Deutschland kein Naturereignis, sagt Schmitt und drängt auf Entschiedenheit in der Armutsbekämpfung.
Aufnahmestopp heißt es beispielsweise bei der Tafel des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Ibbenbüren. "Es geht nicht mehr, unsere gesamte Koordination ist am Limit angekommen", erklärt SkF-Geschäftsführerin Barbara Kurlemann diese Entscheidung. Ende 2020 hatte die Tafel des SkF in Ibbenbüren 288 Haushalte als Kunden, nach dem zweiten Quartal 2022 waren es 404. "Wir überlegen gerade, wie wir die Ausgabe in Zukunft neu regeln können", wagt Kurlemann einen Blick nach vorne. Mehr kann sie noch nicht sagen, aber "wir möchten so vielen Menschen wie möglich die Unterstützung zukommen lassen".
Im Bistum Münster gibt es zehn Tafeln in Trägerschaft von Caritas oder SkF. Hinzu kommen Ausgabestellen in Sozialbüros und Kirchengemeinden sowie in ökumenischer Trägerschaft. In den vergangenen Jahren sind zudem an zahlreichen Orten Suppenküchen, Kleidershops, Möbelhäuser, Tafelläden, Warenkörbe, Lebensmittelgutscheinausgaben und Sozialkaufhäuser neu entstanden.
Der Diözesancaritasverband Münster vertritt und berät mit seinen rund 160 Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle in Münster über 50 örtliche Verbände und rund 400 katholische Einrichtungen, in denen 80.000 Hauptamtliche und 30.000 Ehrenamtliche tätig sind. Er zählt damit zu den größten Diözesanverbänden in Deutschland.
064-2022 (ck) 27. Juli 2022
Bildunterschrift:
Dr. Christian Schmitt, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Münster Foto: Achim Pohl/Caritas Bistum Münster