Eine Reform der Krankenhausfinanzierung, die das Gesundheitssystem zukunftsfest macht, muss die Versorgung sichern, sie muss die Bedarfsplanung in den Regionen belassen und die Trägervielfalt gewährleisten. Nur so können nach Einschätzung des Diözesancaritasverbands (DiCV) Münster die Erfordernisse einer "Medizin für die Menschen" erfüllt werden. Die von der Expertenkommission des Bundesgesundheitsministers vorgeschlagenen Empfehlungen dürften nicht Gesetz werden.
"Reformen im Gesundheitswesen sind notwendig, aber sie dürfen nicht zu wilden Einschnitten in die Krankenhauslandschaft führen. Amputationen leistungsfähiger Kliniken, die für die lebensweltnahe Gesundheitsversorgung von Kindern, alten Menschen, von Notfallpatienten und Schwangeren dringend benötigt werden, dürfen wir nicht zulassen", betont Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz. "Die Umsetzung der im Dezember 2022 vorgelegten Vorschläge der Regierungskommission würden zu einer deutlichen Verknappung genau jener Angebote führen, die sich in der Corona-Krise als unverzichtbar erwiesen haben", so Hopfenzitz.
Aus Sicht der verbandlichen Caritas würde dies für die Patientinnen und Patienten lange Wartezeiten, beschwerliche Wege und eine unvertretbare Ausdünnung der Versorgungsstrukturen nach sich ziehen. Besonders betroffen wären davon Menschen mit geringer Mobilität, mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Auch Einrichtungen der Behindertenhilfe bekämen Probleme, da ihre Klienten besonders auf die medizinische Versorgung der Krankenhäuser vor Ort angewiesen sind, mit denen die Einrichtungen Kooperationsverträge haben.
"Die Krankenhausreform muss die stationäre Akutmedizin mit der ambulanten Versorgung, der Langzeitpflege und weiteren Bereichen der Gesundheitsversorgung wie der Behindertenhilfe oder der Rehabilitation zusammendenken. Nur dann wird eine konsequente Orientierung am Wohl der Patientinnen und Patienten gelingen", so der Diözesancaritasdirektor. Würden die Reformpläne der Regierungskommission in ihrer bisherigen Form umgesetzt, wären freigemeinnützige Einrichtungen besonders in ihrer Existenz bedroht.
"Die freigemeinnützigen Kliniken arbeiten in unserer Region in Versorgungsverbünden zusammen und verfügen über eine ausgeprägte Spezialisierung", betont Marcus Proff, Referatsleiter Krankenhäuser beim DiCV. Diese Einrichtungen wären durch eine Leistungskonzentration an zentralisierten Großkliniken gefährdet. Auch ihre Hospize oder Angebote zur palliativmedizinischen und geriatrischen Versorgung wären mittelbar betroffen. "Wir brauchen eine sinnvolle Aufgaben- und Ressourcenteilung zwischen Kliniken mit Schwerpunkt auf Forschung und besonders komplexe Behandlungssituationen einerseits und Krankenhäusern mit Fokus auf eine qualitativ hochwertige Grund- und Regelversorgung andererseits", fordert Proff. Gefährdet wäre auch das Prinzip der Trägervielfalt, das im Gesundheitswesen für einen gesunden Wettbewerb sorgt.
Die von Minister Lauterbach angekündigte Überarbeitung des Konzepts muss laut Proff deutlich andere Akzente setzen: "Es ist wichtig, dass die Versorgungsstrukturen auch künftig in den Regionen geplant und ausgestaltet werden. Nur dann können sie am Bedarf der Menschen orientiert werden." Den Ländern und Regionen ein bundeseinheitliches Strukturmodell überzustülpen, wäre hingegen "ein schwerer Fehler", so Proff. Die in Nordrhein-Westfalen derzeit von Minister Laumann angestoßene Krankenhausplanung biete hierfür den richtigen Rahmen.
Hintergrund
Nachdem die "Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung" Empfehlungen für eine Reform der Krankenhauslandschaft ausgearbeitet hat, will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach noch vor der parlamentarischen Sommerpause gemeinsam mit den Ländern einen Gesetzentwurf vorlegen. In diesem Positionspapier (www.caritas.de/fuerprofis/stellungnahmen) formuliert der Deutsche Caritasverband seine Erwartungen an eine Krankenhausreform.
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 68 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 110 Tagespflegen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
018-2023 (ck) 9. Mai 2023
Pressemitteilung
Forderungen der Caritas
Erschienen am:
09.05.2023
Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Münster e.V.
Kardinal-von-Galen-Ring 45
48149 Münster
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Beschreibung