Seit 100 Tagen ist der neue Vorstand des Caritasverbands im Bistum Münster im Amt: Pfarrer Dr. Christian Schmitt, Vorstandsvorsitzende Pia Stapel und Dominique Hopfenzitz (von links). Foto: Achim Pohl / Caritas im Bistum Münster
Seit 100 Tagen ist der neue, dreiköpfige Vorstand der Caritas im Bistum Münster im Amt. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" setzen sich die Vorstände Pia Stapel, Pfarrer Dr. Christian Schmitt und Dominique Hopfenzitz seit dem 1. August 2022 dafür ein, dass die Caritas mit ihren rund 80.000 haupt- und 30.000 ehrenamtlichen Mitarbeitenden möglichst für alle Menschen in Not da sein kann: Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Keine leichte, aber eine unbedingt notwendige Aufgabe, denn Pandemie, Krieg und Energiekrise treiben vermehrt Menschen in Notsituationen. "Die Nachfrage nach Angeboten der Caritas steigt, es sind Krisenzeiten", sagt die Vorstandsvorsitzende des Diözesancaritasverbandes, Pia Stapel, im Interview mit Kirche + Leben. Ziel sei es, den Status Quo der Caritas-Hilfen für die stark steigende Zahl Hilfesuchender aufrecht zu erhalten. Für die Hilfe sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 68 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 232 Altenheime und 18 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
Als die drei wichtigsten Einsatzfelder des neuen Vorstands nennt Stapel an erster Stelle den Arbeitskräftemangel, wie Kirche + Leben online berichtet. Die 41-Jährige sagt bewusst nicht "Fachkräftemangel", weil es alle Berufsgruppen betreffe - von der Hilfskraft bis Einrichtungsleitung. Dabei gehe es nicht nur um neue Mitarbeitende, sondern auch um den Umgang mit denen, die bereits bei der Caritas arbeiten. Sie zu binden, ihnen mit Fort- und Weiterbildungen Perspektiven zu schaffen, sei für den Spitzenverband ein "wichtiges Puzzleteil", wie Stapel es nennt. An zweiter Stelle stehe die Frage nach der Finanzierung der Angebote der Caritas. "Da gehen wir auf eine Knappheit von beiden Seiten unserer Finanzierung zu." Kirchensteuermittel würden langfristig genauso weniger werden wie öffentliche Mittel. Stapel sehe den Diözesancaritasverband da vor allem politisch gefordert: "Wir wollen uns weiterhin dafür stark machen, dass möglichst viele Menschen eine möglichst gute Versorgung erhalten." Ein dritter Bereich sei die Solidarität als Kernaufgabe der Caritas: "Wir wollen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen - Ausgrenzung, Diskriminierung und Ungerechtigkeit verhindern", sagt die Kulturwissenschaftlerin. "Gerade in gesellschaftlichen Krisenzeiten ist es entscheidend, einen gemeinschaftlichen Geist zu wahren." Integrative, demokratische und politische Angebote seien wichtig, Förderung des Ehrenamts oder Einbindung junger Menschen in die Caritasarbeit ebenfalls.
Im Gegensatz zum Vertrauensverlust und der rasant sinkenden gesellschaftlichen Bedeutung der Kirche, besitze die Caritas noch Strahlkraft. "Wenn ein Mensch erlebt, wie andere sich für ihn stark machen, dann entsteht Vertrauen", so Stapel. Zudem müsse nicht nur nach außen, sondern auch nach innen christliche Nächstenliebe gelebt werden. Der Umgang mit Mitarbeitenden ist dabei für die Vorständin genauso wichtig, wie der persönliche Ausdruck in den ungezählten Beratungsgesprächen, Pflege- und Betreuungssituationen: "Caritas ist an dieser Stelle eine besonders starke Kirche."
Das gesamte Portrait von Pia Stapel steht unter www.kirche-und-leben.de online und erscheint in der gedruckten Ausgabe von Kirche + Leben am 12./13. November 2022.
Der Diözesancaritasverband Münster vertritt und berät mit seinen rund 160 Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle in Münster über 50 örtliche Verbände und rund 400 katholische Einrichtungen, in denen 80.000 Hauptamtliche und 30.000 Ehrenamtliche tätig sind. Er zählt damit zu den größten Diözesanverbänden in Deutschland.
089-2022 (ck) 7. November 2022