Geflüchtete aus der Ukraine sind Anfang Juni in das normale deutsche Sozialhilfesystem einschließlich Gesundheitsversorgung, Jobvermittlung und verbesserter finanzieller Unterstützung übernommen worden. Für Geflohene aus anderen Regionen der Welt gelte all das nicht, schreibt der Kölner Diözesancaritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel in einem Beitrag für die Zeitschrift Caritas in NRW (3/2022).
Vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern vor Ort fielen die sehr unterschiedlichen Integrationschancen für Geflüchtete abhängig von deren Herkunft auf, so Hensel. Daraus erwachse der Eindruck von zwei oder noch mehr Klassen von Geflüchteten. Hensel fordert die Gleichbehandlung von Menschen, die vor Gewalt, Krieg und Verfolgung fliehen. "Frühe Klarheit über Aufenthalts- und Arbeitsrechte, der rasche Zugang zu Sprach- und Integrationskursen und Hilfen bei der Betreuung der Kinder sind die Basis für eine gelingende Integration", so der Sprecher der Caritasdirektoren in NRW. "Eine Integrations- und Willkommenskultur ist der beste Weg für die Aufnahme von Menschen, nicht deren lange Separierung, oft ohne Perspektive", betont Hensel. Derzeit mache Deutschland die Erfahrung, wie die enorme Hilfsbereitschaft der Bevölkerung politisch flankiert werde.
Auch im Münsteraner Teil der Zeitschrift ist die Flüchtlingshilfe ein zentrales Thema: 300 Freiwillige hatten im März 2022 bei der Firma Stroetmann in Münster 20.000 Pakete mit Lebensmitteln für die Ukraine gepackt. Der Diözesancaritasverband Münster unterstützte die Hilfsaktion von Caritas international durch die Koordination von Ehrenamtlichen. Für Bischof Dr. Felix Genn sei das der richtige Ansatz: "Nicht ohnmächtig bleiben, sondern anpacken", sagte er bei seinem Besuch bei der Packaktion. Das große Engagement zeige deutlich, wie betroffen die Menschen angesichts des Krieges in Europa sind.
Um einer Zweiklassengesellschaft entgegenzuwirken, gibt es im Bistum Münster auch niedrigschwellige Angebote wie ein gemeinsames Kochen von Geflüchteten aus der Ukraine und aus anderen Ländern, organisiert von der Caritas in Warendorf. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Caritas in NRW informiert über weitere Hilfsangebote für Geflüchtete.
061-2022 (ck) 7. Juli 2022