Dominique Hopfenzitz, Direktor der Caritas im Bistum Münster.Foto: Caritas im Bistum Münster / Achim Pohl
In der vergangenen Woche ist der Krankenhaus-Rating-Report 2023 des RWI Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung (Essen) veröffentlich worden. Dieser bescheinigt eine dramatische wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser. "Unter den aktuellen Gegebenheiten wird nicht nur die Anzahl der Krankenhäuser mit einem negativen Jahresergebnis steigen, sondern auch der Betrag des Defizits pro Krankenhaus", sagt Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz. "Die RWI-Studie prognostiziert für 80 Prozent der Krankenhäuser aktuell und in den kommenden Jahren defizitäre Jahresabschlüsse. Das bekommen wir auch aus unserer Mitgliedschaft bestätigt", so Hopfenzitz.
Marcus Proff, Referatsleiter Krankenhäuser und Pflegeausbildung bei der Caritas im Bistum Münster, ergänzt: "Die Krankenhausfinanzierung ist für Außenstehende eine komplexe Materie. Unterm Strich lässt sich aber feststellen, dass die Ausgaben der Krankenhäuser aktuell weit höher sind als die Einnahmen." Die Preissteigerungen der vergangenen Monate würden erst mit einem Zeitverzug von eineinhalb Jahren von den Krankenkassen übernommen. "Das führt zu massiven Liquiditätsschwierigkeiten", betont Proff.
Der Caritasverband für die Diözese Münster bewertet die bestehende wirtschaftliche Perspektive insbesondere aufgrund der anhaltenden und bisher ungedeckten Inflationskosten und mit Blick auf die Umsetzung der Tarifabschlüsse von den Krankenhäusern als dramatisch. "Die Erlössteigerungen der vergangenen beiden Jahre (2022: 2,3 Prozent; 2023: 4,3 Prozent) sind angesichts der Preissteigerungen von circa 17 Prozent völlig unzureichend", sagt Proff. Auch die vom Bund zur Verfügung gestellten Energiehilfen könnten nur einen Teil der Kostensteigerungen auffangen, da sie ausschließlich auf die Energiekosten abzielen. "Preissteigerungen im Sachkosten- und Personalbereich werden nicht berücksichtigt", beklagt Proff.
Die 57 katholischen Krankenhausstandorte im Bistum Münster fordern von der Bundesregierung sofortige Schritte für den vollständigen Inflationsausgleich und endlich die gesetzlich zustehende Refinanzierung einzuleiten. "Die aktuelle Unterfinanzierung der Kliniken muss abgestellt werden, da sie die Versorgung der Bevölkerung bedroht", so Diözesancaritasdirektor Hopfenzitz. Proff: "Es ist entscheidend, dass die Arbeit der Kliniken nicht immer wieder durch kurzfristige Hilfsprogramme und Rettungsschirme unterstützt wird. Vielmehr benötigt das Krankenhaussystem eine verlässliche und nachhaltige Finanzierung, die die Kliniken aus der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit herausholt und erst dadurch nachhaltige Reformen ermöglicht."
Unter dem Titel "Alarmstufe Rot - Krankenhäuser in Not" haben die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die Krankenhausgesellschaften der Länder am 20. Juni zu einem bundesweiten Aktionstag aufgerufen. Mit dem Ziel, die Bundesregierung zu einem umfassenden Ausgleich für die anhaltende Inflation und die stark gestiegenen Kosten aufzurufen, um einen kalten Strukturwandel in der Krankenhauslandschaft zu verhindern. Die katholischen Krankenhäuser im Bistum Münster unterstützen die Kampagne.
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 57 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 110 Tagespflegen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
028-2023 (ck) 20. Juni 2023