Eine starke Gemeinschaft für Kinder unheilbar erkrankter Eltern: Abschlussveranstaltung des Pilotprojekts „nena – nicht einsam nicht allein“ beim Caritasverband für das Bistum Münster. Mit dabei: Diözesancaritasdirektorin Pia Stapel (8.v.l.) und die Projektreferentinnen Teresa Henkemeier (6.v.l.) und Anna Beckers (4.v.l.). Foto: Carolin Kronenburg / Caritas im Bistum Münster
"Eine schwere Erkrankung eines Elternteils kann das Familiensystem ins Wanken bringen - emotional und organisatorisch, und der familiäre Alltag gerät aus den Fugen." Das hat Teresa Henkemeier zu Beginn der Abschlussveranstaltung des Pilotprojekts "nena - nicht einsam nicht allein. Begleitung von Kindern schwerkranker Eltern" im Fortbildungszentrum des Diözesancaritasverbandes in Münster betont. "Die Ängste und Sorgen der Kinder treten dann oftmals in den Hintergrund. Und genau hier hat nena angesetzt", erklärte die Projektreferentin. "Damit die Kinder aufgefangen werden, etwas mehr Zeit für die Eltern bleibt oder auch unbeschwerte Stunden für die Familie möglich sind."
Das auf zwei Jahre angelegte Projekt hatte laut Henkemeier das Ziel, die Familienpflege weiterzuentwickeln. Ein Baustein sei dabei eine neunteilige Schulungsreihe für die Familienpflegerinnen und -pfleger gewesen, um diese "für Einsätze bei den Familien bestmöglich vorzubereiten, die Familienpflege im Bistum Münster zu stärken und die Familienpflegerinnen und -pfleger weiter zu qualifizieren". Dabei seien auch die Auswirkungen auf das Familiensystem und der Umgang mit trauernden Kindern und Jugendlichen in den Blick genommen worden. Theorie und Praxis gingen dabei Hand in Hand: erarbeitete Konzepte konnten gleich von den Familienpflegerinnen und -pflegern der teilnehmenden Caritasverbände Warendorf und Ibbenbüren erprobt und weiterentwickelt werden.
"Wir haben in der Zeit sechs Familien betreut, deren Mütter an Krebs erkrankt waren", berichtete Gudrun Röwekamp, Familienpflegerin und Einsatzleitung der Familienpflege im Kreisdekanat Warendorf. "Durch das nena-Projekt hatten die Familien einen Partner an ihrer Seite, so dass sie nicht um Hilfe kämpfen mussten", so Röwekamp. Angesichts undurchsichtiger Finanzierungssysteme bei Ämtern und Krankenkassen sei das eine wichtige Hilfe gewesen. "Toll war dabei auch der fachliche Austausch mit anderen Teams", fuhr Röwekamp fort. Das komme sonst kaum vor. In den neun nena-Schulungen hätten ihre Familienpflegerinnen gelernt, "wie man Gespräche mit traumatisierten Kindern führt, welchen Einfluss eine unheilbare Erkrankung auf das Familiensystem hat und wie Kinder trauern", resümierte die Einsatzleitung.
Auch wenn das Pilotprojekt Ende des Jahres ausläuft, geht es mit nena weiter: "Ein studentisches Projekt ist zu Anfang Dezember gestartet und wird sich mit Grundlagenforschung zur Familienpflege und Möglichkeiten zur Unterstützung von Kindern mit einem schwer erkrankten Elternteil befassen", berichtete die zweite Projektreferentin beim Diözesancaritasverband, Anna Beckers. Als ein weiteres Resultat des Projekts und um Familienpflegerinnen und -pfleger praktisch in ihren Handlungskompetenzen zur kindlichen Trauer zu unterstützen, würden sogenannte Trauerkoffer gepackt und den Fachkräften zur Verfügung gestellt. "In diesen werden Fachliteratur, Bilderbücher und kreative Materialien für Erinnerungsarbeit zu finden sein, um Kinder in ihrer Trauer aktiv zu unterstützen", sagte Beckers.
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 57 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 115 Tagespflegen, 27 Pflegeschulen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
063-2023 (Jürgen Flatken) 20. Dezember 2023