Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz. Foto: Juliane Büker / Caritas für das Bistum Münster
Zudem sei die Datengrundlage für das Onlineangebot veraltet und teilweise
missverständlich. „Die eingestellten Angaben sind selbst für die Expertinnen und
Experten aus den Kliniken nicht umfassend nachvollziehbar“, ergänzt Christian Book,
Geschäftsführer des Qualitätszirkels katholischer Krankenhäuser im Bistum Münster
(QKKM), der die Fachleute aus Medizincontrolling und Qualitätsmanagement befragt
hat. Ihre Rückmeldungen zum Klinik-Atlas sind laut Book „durchweg ernüchternd“.
So werde beispielsweise in den Filterfunktionen die Größe eines Krankenhauses als
vermeintliches Qualitätsmerkmal angegeben. „Die Anzahl der Krankenhausbetten hat
allerdings keinen unmittelbaren Einfluss auf die Behandlungsqualität“, betont Helena
Weiß, Mitglied des QKKM. Weiß: „Insbesondere auch kleine Fachkrankenhäuser
sind spezialisiert auf bestimmte Krankheitsbilder und leisten hervorragende Qualität
und eine gute Betreuung.“ Noch weniger für den Suchenden nachvollziehbar sei,
dass bei Kliniken mit psychiatrischen oder psychosomatischen Abteilungen die
dazugehörigen Betten und Leistungen nicht aufgeführt werden. Auf der Startseite
werde lapidar darauf hingewiesen, dass der Bundes-Klinik-Atlas keine
aussagekräftige Quelle ist. Auf der Detailseite eines Krankenhauses findet es keine
Erwähnung mehr. „So werden zahlreiche Kliniken deutlich kleiner dargestellt und das
Expertenwissen, welches zweifelsfrei vorhanden ist, nicht berücksichtigt“, kritisiert
Weiß, Leitung des Referats Klinisches Qualitätsmanagement in der Alexianer GmbH.
Zurück zur Patientenorientierung: Wenn ein Patient ein Krankheitsbild oder eine
Behandlung recherchiert, werden gewisse Diagnosen zusammengefasst. „Wer sich
beispielsweise nach einer guten Klinik für Wirbelsäulenbehandlungen erkundigen
möchte, muss zunächst gefühlt aus rund 50 Vorschlägen zu Behandlungen,
Untersuchungen oder Krankheiten auswählen, bevor Ergebnisse erscheinen“,
beschreibt Book, Krankenhaus-Experte bei der Caritas für das Bistum Münster. Der
Patient müsse sich im Vorfeld der Nutzung des Klinik-Atlasses mit einem Arzt
besprechen oder sich die Ergebnisliste von einer Fachperson einordnen lassen.
„Intuitiv ist etwas anderes“, so Book.
Als Suchergebnis werde zunächst die Klinik im Umkreis von 50 Kilometern
angezeigt, die die meisten Behandlungen erbracht hat. „Ob das auch immer die
beste ist, sei dahingestellt – ausschlaggebend für die erste Sortierung ist aber
ausschließlich die Behandlungsanzahl“, kritisiert Katrin Stapenhorst, Mitglied des
Qualitätszirkels. Die weitere Suche anhand von Filtern wie beispielsweise der
Entfernungsangabe, den Behandlungsfällen, der Barrierefreiheit oder zur
Notfallversorgung konkreter zu gestalten, kann erst auf der Ergebnisseite erfolgen.
„Viele Patientinnen und Patienten sind sicherlich irritiert, wenn die vermeintlich beste
Klinik weit entfernt ist. Dazu kommt, dass Angaben wie die Behandlungszahl oder
der Pflegepersonalquotient für einen Laien schwer einzuordnen sind“, so
Stapenhorst, Abteilungsleitung des Qualitätsmanagements der Christophorus
Kliniken.
Die Umsetzung der Krankenhausplanung in NRW wirft laut Hopfenzitz ihre Schatten
voraus: „Die Krankenhauslandschaft und die Krankenhausträger stehen vor großen
Veränderungen“, betont der Diözesancaritasdirektor. Die Krankenhausreform des
Bundes werde insbesondere die kleinen und mittleren Häuser besonders treffen.
Hopfenzitz: „Eine irreführende Bewertung durch den Bundes-Krankenhaus-Atlas wird
dem Ruf vieler regionaler und versorgungsrelevanter Krankenhäuser einfach nicht
gerecht.“
Die 57 katholischen Krankenhäuser im Bistum Münster sind als werteorientierte,
innovative und wettbewerbsstarke Träger nicht nur ein wesentlicher Stützpfeiler der
Krankenhausversorgung in NRW, sondern bieten einen besonderen Mehrwert in der
gesundheitlichen Versorgung der Menschen. Der Caritasverband für das Bistum
Münster unterstützt die Träger der Krankenhäuser sowie die Schulen im
Gesundheitswesen durch Fachberatung, Fort- und Weiterbildungsangebote und
Gremienarbeit auf sozialpolitischer Ebene. Der Qualitätszirkel katholischer
Krankenhäuser im Bistum Münster ist eine Arbeitsgemeinschaft des
Diözesancaritasverbandes Münster für Mitarbeitende aus dem klinischen
Qualitätsmanagement.
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich – die Caritas im Bistum
Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder
Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder
psychischer Erkrankung. Unter dem Motto „Not sehen und handeln“ sind 80.000
hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz.
Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des
Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM – Katholischer Verein für
Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 57 Kliniken, rund 150 Einrichtungen
der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 115 Tagespflegen, 27
Pflegeschulen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
027-2024 (ck) 5. Juni 2024