Düsseldorf - Angesichts der aktuellen politischen Debatten rund um die Wiedereinführung der Wehrpflicht und die Verbindlichkeit eines sozialen Dienstes spricht sich die Caritas in NRW für eine zukunftsfähige Alternative aus: einen Rechtsanspruch auf ein freiwilliges Gesellschaftsjahr mit verbindlicher Beratung für alle jungen Menschen.
"Damit mehr junge Menschen in Deutschland zum Wehrdienst oder anderen Gesellschaftsdiensten finden, braucht es keine Rückkehr zur alten Wehrpflicht oder sonstigen allgemeinen Dienstpflichten. Alle Erfahrung zeigt, dass junge Menschen sehr bereit sind, sich für die Gemeinschaft einzusetzen, wichtig sind gute Beratung und sinnvolle Tätigkeiten", betont Dr. Frank Johannes Hensel, Sprecher der Caritasdirektoren in NRW. "Von einem freiwilligen Jahr für die Gemeinschaft profitieren die jungen Menschen ebenso wie die ganze Gesellschaft. Es stärkt die persönliche Orientierung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt - ob im sozialen, ökologischen oder kulturellen Bereich, ob bei der Bundeswehr oder im Zivil- und Katastrophenschutz."
Statt die Wehrpflicht wieder einzuführen, plädiert die Caritas also für ein freiwilliges Modell: Junge Menschen sollen rechtzeitig vor dem Schulabschluss verbindlich beraten werden - von der Bundeswehr ebenso wie von Trägern der Freiwilligendienste und des Zivil- und Katastrophenschutzes. So würden unterschiedliche Optionen sichtbar gemacht und für die jungen Menschen echte Entscheidungsmöglichkeiten eröffnet.
"Freiwilligkeit darf kein Etikettenschwindel sein", sagt Hensel, der Diözesan-Caritasdirektor im Erzbistum Köln ist. "Nur wenn wir ernsthaft und transparent über alle Möglichkeiten eines Gesellschaftsdienstes informieren, gewinnen wir das Vertrauen junger Menschen - und sichern Zukunftsfähigkeit."
Die Caritas in NRW fordert konkret:
- Einen Rechtsanspruch auf ein freiwilliges Gesellschaftsjahr für alle jungen Menschen, das individuell planbar ist und gesellschaftlich anerkannt wird.
- Verbindliche Beratung rechtzeitig vor dem Schulabschluss über alle gesellschaftlichen Dienstmöglichkeiten.
- Einsatzmöglichkeiten für die Bundeswehr und im sozialen, ökologischen und kulturellen Bereich sowie im Zivil- und Katastrophenschutz mit vergleichbarer Bezahlung.
Jährlich leisten heute rund 100.000 junge Menschen einen Freiwilligendienst. Studien und Erfahrungen der Caritas zeigen: Mit einem Rechtsanspruch und gezielter Beratung ließe sich diese Zahl verdoppeln. Damit wird nicht nur das gesellschaftliche Engagement gestärkt - auch der Bedarf der Bundeswehr kann gedeckt werden. "Ein verpflichtendes Modell erzeugt Widerstände. Ein freiwilliges Modell erzeugt Engagement. Dieser Weg wird sich für uns alle sehr auszahlen", betont Hensel.