Die Caritas GemeinschaftsStiftung im Bistum Münster fördert die Ausstattung eines Bauwagens für Kinder und Jugendliche im Alexianer Martinistift bei Nottuln.
Letztlich sind es nur etwa zehn Quadratmeter. Aber es können entscheidende werden, sagt Michael Thurner. "Weil hier ein Raum entstanden ist, in dem Gespräche von besonderer Qualität Platz haben." Der Sozial- und Traumapädagoge erlebt immer wieder, wie eine andere Kulisse neue Möglichkeiten der Kommunikation schafft. Bei den Kindern und Jugendlichen im Thomas-Gordon-Haus sind solche Settings enorm wichtig. Sie sind in dieser intensivpädagogischen Einrichtung des Alexianer Martinistifts bei Nottuln, weil sie wegen sexuell grenzverletzenden Verhaltens einige Zeit in einer freiheitsentziehenden Maßnahme leben.
Der Bauwagen mit seinen wenigen Quadratmetern steht seit einigen Wochen im umzäunten Garten des Hauses. Thurner hatte die Idee zu diesem Projekt. "Ein neuer Raum des Rückzugs, des Werkelns, des Gesprächs" sollte es sein. Es sollte ein anderes Raumgefühl her als es in den Einzelzimmern der jungen Männer, in den Schul- oder großen Gemeinschaftsräumen gibt. "Die Atmosphäre kann dadurch eine völlig andere werden", sagt er.
Das ist gelungen. Auch mithilfe der Stiftung Frühtraumatisierung - Hilfe und Prävention der Caritas GemeinschaftsStiftung für das Bistum Münster, die 1250 Euro für die Ausstattung des roten Bauwagens gab. Das Gefährt spendeten Nachbarn, weitere 1500 Euro kamen aus dem Fundraising der Alexianer. Fenster konnten damit eingebaut, die Stromversorgung gelegt, Blumenkästen aufgehangen, ein Sofa aufgestellt werden. Der Kauf der wichtigsten Einrichtungsgegenstände steht aber noch an: Werkbank, Werkzeug, Werkmaterial…
"Denn hier soll geschraubt, gesägt und gefeilt werden", sagt Thuner. Weil auch das Handwerkliche eine entscheidende Rolle im pädagogischen Konzept spielen wird. "Wenn die Bewohner sich mit den Händen beschäftigen, wenn sie sich auf eine kreative Arbeit konzentrieren, können sie sich oft von belastenden Gedanken lösen." Stress, Gruppenprobleme und Aggressionen können dann für eine Zeit in den Hintergrund rücken. "Das schafft Offenheit für neue Ideen und Perspektiven."
Was für die zwölf- bis 17-jährigen Jugendlichen entscheidende Impulse bedeuten kann. Sie kommen mit traumatischen Erlebnissen in die Einrichtung, um im Schnitt ein Jahr dort zu leben. "Sie sind alle Opfer und Täter sexueller Gewalt zugleich", sagt Thurner. "Ihre Lebensgeschichten haben ihnen großen sozialen und psychischen Ballast mitgegeben." Im Martini-Stift sollen sie reflektieren können, Verantwortung lernen, neue Handlungsstrategien entwickeln.
Der Bauwagen wird genau dabei helfen, ist sich Thurner sicher. Rückzug, Entspannung und der Tapetenwechsel sind das eine. "Positive Selbstwirksamkeit, Kreativität, produktive Erfahrungen sind das andere." Ideen für die Arbeit an der Werkbank gibt es bereits genug: ein Vogelhäuschen, ein Bienenhotel, Kerzenhalter… Holz wird das wichtigste Material dafür sein. Auch das kann besondere Impulse für die jungen Männer bringen. "Der Umgang damit ist sinnlich und inspirierend." Und wird helfen, sich gemeinsam mit den Pädagogen sensibel ihren Lebenssituationen zu stellen.