Esperanza Miranda erlebt zum ersten Mal die Aktion „#EineMillionSterne“ – sie kennt die Situation der jungen Menschen in Mexiko.Foto: Michael Bönte / Caritasverband für die Diözese Münster.
Wenn am Samstagabend (15. November) auf öffentlichen Plätzen in ganz Deutschland wieder ungezählte Kerzen brennen, wird auch Esperanza Miranda das Lichtermeer in Münster bestaunen. Mit einer doppelten Motivation: Zum einem erlebt die 19-jährige Mexikanerin, die für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) nach Deutschland gekommen ist, die Solidaritätsaktion "#EineMillionSterne" von Caritas International zum ersten Mal. Zum anderen steht in diesem Jahr die Jugend in Mexiko im Fokus der bundesweiten Veranstaltung.
"Im Dunkeln, nachts, als Frau unterwegs? Das würde ich mich in meiner Heimat niemals trauen", sagt sie. Und blickt damit auf das Kernthema der Aktion: "Mexikos Jugend erhebt sich gegen Gewalt." In ihrem Dorf Tepeji del Rio erlebt sie selbst große Unsicherheit. "Überfälle auf der Straße, Einbrüche oder Schießereien sind nicht selten." Angst gehört für sie und ihre Familie zum Alltag.
Offizielle Zahlen belegen ihre persönliche Wahrnehmung. Im Jahr 2024 gab es in Mexiko mehr als 30.000 Morde. Zudem verschwanden 14.000 Menschen gewaltsam. Betroffen sind vor allem junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren. "Hinter den Taten steckt häufig das organisierte Verbrechen: Drogenkartelle, bewaffnete Banden und korrupte Strukturen", berichtet Caritas International. "Wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist, wird leicht zum Opfer." Die Strafverfolgung funktioniert nicht, weil Polizei und Justiz vielerorts selbst Teil des Problems sind.
Die Gründe für diesen Zustand kennt auch Esperanza. "Perspektivlosigkeit", sagt sie. "Fehlende Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, ein kaputtes Sozialsystem, Drogenkonsum…" Daran etwas zu ändern, sei eine Mammutaufgabe. "Es muss sich grundsätzlich etwas tun, die Politik muss die Probleme strukturell angehen." Das System der Gewalt sei letztlich nur Resultat vieler Fehlentwicklungen, die sich verfestigt hätten.
Es gibt eine Gegenbewegung: Junge Menschen formieren sich bewusst gegen die Missstände. Sie wollen sich von der Gewalt nicht lähmen lassen, Wege in eine gewaltfreie Gesellschaft suchen. Die Caritas in Mexiko unterstützt diese Bewegung: Sie bietet gezielt Projekte an, in denen Multiplikatoren lernen, Workshops zu gestalten, Jüngere und Gleichaltrige zu motivieren und Konflikte in ihren Familien, in der Nachbarschaft oder in der Schule friedlich zu lösen - mit Respekt, Mitgefühl und im Dialog.
"Ich bin auch deswegen nach Deutschland gekommen", sagt Esperanza, die in ihrem FSJ Senioren in einem Altenpflegeheim in Münster betreut. "Ich kann hier erleben, wie die Menschen anders miteinander umgehen." Wenn sie im kommenden Jahr nach Mexiko zurückkehrt, wird sie ihr Pädagogik-Studium fortsetzen. Sie hofft, dass sie das in einer Atmosphäre tun kann, die sich zum Friedlichen verändert.
Auch im Bistum Münster werden bei einbrechender Dunkelheit am kommenden Samstagabend (15. November) an vielen Orten Haupt- und Ehrenamtliche der Caritas an der Solidaritätsaktion "#EineMillionSterne" teilnehmen. Unter anderem an folgenden Orten:
- Dorfplatz Suderwick in Bocholt
- Alter Marktplatz in Datteln
- Suitbertushaus in Duisburg
- Kirchplatz St. Maria Magdalena in Geldern
- Am Torbogen in Havixbeck
- Kirchplatz St. Cosmas und Damian in Horstmar-Leer
- Forum Pax Christi in Kevelaer
- Königsstraße in Kamp-Lintfort
- Kirchplatz St. Lamberti in Münster
- Kirchplatz St. Lamberti in Ochtrup
- Rathausplatz, Oer-Erkenschwick
- Marktplatz in Rheine
- Kirchplatz St. Georg in Saerbeck
Online-Spenden sind auch möglich unter www.caritas-international.de/einemillionsterne