Diözesancaritasdirektor Dominique HopfenzitzFoto: Achim Pohl/Caritas Münster
"Menschen dürfen durch die hohen Energiepreise nicht in existenzielle Not geraten", betont der Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Münster, Dominique Hopfenzitz. Der Jurist appelliert deshalb an die Sozialleistungsbehörden in Nordrhein-Westfalen, die gestiegenen Energiepreise zu berücksichtigen und das Recht korrekt anzuwenden. "Die Behörden können erst dann die Übernahme von Heizkosten verweigern, wenn Menschen nachweislich zu viel heizen", sagt Hopfenzitz. Es dürfe nicht sein, dass nur die Kosten des Vorjahres übernommen werden, wenn die Heizkosten allerorten explodieren. "Sonst werden Menschen im Sozialleistungsbezug und einkommensarme Haushalte ihre Wohnungen verlieren oder sie sitzen im Winter im Kalten", warnt der Diözesancaritasdirektor.
"In Nordrhein-Westfalen ist derzeit jeder Sechste von Einkommensarmut bedroht", weiß Ute Cappenberg, Referentin für Schuldner- und Insolvenzberatung beim Diözesancaritasverband in Münster. "Aus den Sozial- und Schuldnerberatungen im Bistum kommen zahlreiche Rückmeldungen, dass Familien Überschuldung und Wohnungsverlust fürchten müssen, weil sie die Energie- und Lebenshaltungskosten nicht aufbringen können", berichtet Cappenberg. Das Problem werde sich zum Winter hin verschärfen. Cappenberg ergänzt: "Die steigenden Energiekosten werden dazu führen, dass noch viel mehr Menschen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Diese Menschen möchte die Caritas ermutigen, ihre Ansprüche auf Leistungen des Staates tatsächlich wahrzunehmen."
"Das Grundproblem ist derzeit die Befürchtung der Menschen mit Blick auf die Preisentwicklungen: immer teurere Lebensmittel, höhere Energiekosten, kaum bezahlbarer Wohnraum", berichtet Ursula Kuchta, Fachbereichsleitung Beratung und Betreuung beim Caritasverband Ostvest in Datteln. Es sei damit zu rechnen, dass Vermieter die Mehrkosten umlegen und die Energieversorger die Abschläge erhöhen. "Wichtig sind deshalb Gespräche mit den Jobcentern und Sozialämtern, damit sie die Übernahme der Jahresabrechnungen und Nachzahlungsaufforderungen unter diesen Voraussetzungen garantieren. Das darf nach unserem Ermessen keine willkürliche Einzelfallentscheidung werden", betont Kuchta. "Wir bitten daher die Behörden darum, die Kosten, die bei einem angemessenen Verbrauch anfallen, in jedem Fall zu übernehmen."
Darüber hinaus fordert der Caritasverband auf Bundesebene zusätzliche staatliche Hilfen. Für Personen, die im Grundsicherungsbezug sind, müssen die steigenden Energiepreise bei der Bemessung des Regelbedarfs dauerhaft ausreichend berücksichtigt werden. Die Regelsätze müssen angepasst werden - auch für das Wohngeld oder die staatliche Unterstützung für das Studium. "Zudem gilt es, die klimapolitisch gebotenen höheren Preise für den CO2-Ausstoß zu kompensieren", sagt Caritasdirektor Hopfenzitz. "Denn die finanzielle Last der Klimapolitik darf nicht von denen getragen werden, die schon jetzt durch die Klimakrise überproportional betroffen sind."
Der Diözesancaritasverband Münster vertritt und berät mit seinen rund 160 Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle in Münster über 50 örtliche Verbände und rund 400 katholische Einrichtungen, in denen 80.000 Hauptamtliche und 30.000 Ehrenamtliche tätig sind. Er zählt damit zu den größten Diözesanverbänden in Deutschland.
066-2022 (ck) 12. August 2022