Helmut Flötotto (2.v.l.) erhält zum Abschied das Goldene Ehrenzeichen von den Vorständen der Caritas im Bistum Münster, Dominique Hopfenzitz und Pia Stapel.Carolin Kronenburg / Caritas im Bistum Münster
"Mit dir geht ein kluger, engagierter Mann, der fest an der Seite der Armen, Flüchtlinge, benachteiligter Jugendlicher und Wohnungsloser stand." Das hat Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz im Rahmen der Verabschiedung von Helmut Flötotto betont. Nach zwölf Jahren bei der Caritas im Bistum Münster ist der Diplom-Sozialarbeiter am 13. März in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Ahlener hatte nicht nur das Referat Soziale Arbeit geleitet, sondern war unter anderem auch Flüchtlingsbeauftragter für das Bistum Münster und Beauftragter für die Jugendsozialarbeit. Als Anerkennung erhielt der 65-Jährige das Goldene Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes.
Die stark aufgestellte Flüchtlingshilfe beim Diözesancaritasverband ist laut der Vorsitzenden der Mitarbeitervertretung, Lena Dirksmeier, Flötottos Verdienst. So konnten beispielsweise Stellen in der Flüchtlingsberatung, Ehrenamtskoordination und juristischen Beratung neu geschaffen und erhöht werden. Zusammen mit seinem Team habe er sich unermüdlich für die Unterstützung Benachteiligter eingesetzt, viele staatliche und kirchliche Ressourcen akquiriert und bundesweit Netzwerke geknüpft. Er sei "ein Mann mit Einfühlsamkeit in die Situation Bedürftiger", so Dirksmeier weiter. Der "leidenschaftliche Denker und Macher" werde in der Caritas fehlen.
Einfach so zu verschwinden, sei Flötottos Sache nicht. Und so hatte es seine Abschiedsrede in sich: "Armut ist das Spaltmaterial der Gesellschaft - und es wird immer dramatischer." Von Armut betroffen seien vor allem Kinder und kinderreiche Familien. "Welche Zukunft muten wir Millionen von Kindern zu?", lautete seine Frage verbunden mit dem Appell, dass die Caritas sich nicht allein für bessere und höhere Förderungen einsetzt, sondern weiterhin vor allem auch an den systemischen Stellschrauben dreht. So sei die soziale Frage in Deutschland mehr denn je von der Notwendigkeit einer Wende in der Wohnungspolitik geprägt. Zudem brachte Flötotto seine große Sorge um die Caritas in Anbetracht der Krise der Kirchen zum Ausdruck: Diese werde nicht durch eine glaubwürdige Caritas oder soziales Engagement bewältigt werden können. "Wenn die Kirchen in theologischen und pastoralen Fragen keine Antworten mehr für die Menschen liefern, dann sieht es schlecht aus." Zum Abschluss fand Flötotto versöhnliche Worte: Mit großer Dankbarkeit blicke er auf seine berufliche Tätigkeit zurück, die nie Pflichterfüllung, sondern immer sinnstiftend gewesen sei: "Es war ein privilegiertes Arbeitsleben. Wer kann das heute schon behaupten?"
Das Abschiedsgedicht der Kolleginnen und Kollegen war natürlich nicht still und leise, sondern, ganz nach seinem Geschmack, wortgewandt und frech: "Beharrlich, strategisch und oft provokant, ging er auch mal mit dem Kopf durch die Wand. Einsatz für die, an die sonst niemand denkt, dabei stets sein Streben und Handeln lenkt."
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 68 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 110 Tagespflegen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
012-2023 (ck) 14. März 2023