Marcus Proff leitet das Referat Krankenhäuser und Pflegeausbildung der Caritas im Bistum Münster.Foto: Sven Mörth / Caritas im Bistum Münster
"Es ist richtig, Krankenhäuser nicht länger ausschließlich über Fallpauschalen zu finanzieren, sondern sie durch eine Grundfinanzierung zu sichern", begrüßt Marcus Proff die Anfang Dezember vorgestellten Vorschläge des Bundes zu einer Reform der Krankenhäuser. Wichtig sei es aber, strukturelle Finanzierungslöcher jetzt und in Zukunft schnell zu schließen, fordert der Referatsleiter Krankenhäuser und Pflegeausbildung der Caritas im Bistum Münster. Viele Krankenhäuser befänden sich in Finanzierungsnot. Zur Caritas im Bistum gehören vom Münsterland bis zum Niederrhein 60 Krankenhäuser.
Vor etwa 20 Jahren wurde die Fallpauschale eingeführt, um Krankenhäuser zu finanzieren. Bei einer Blinddarmoperation beispielsweise erhält das Krankenhaus einen festgelegten Betrag. Ob eine Operation reibungslos verläuft oder durch Komplikationen deutlich mehr Aufwand notwendig ist, wird dabei nicht ausreichend beachtet. "Häuser wurden durch dieses System zu stark auf Effizienz und Menge getrimmt", sagt Marcus Proff, "über viele Jahre hat sich die Krankenhauslandschaft zu stark ökonomisiert."
Gerade Krankenhäuser im ländlichen Raum des Münsterlandes seien durch das System einer Finanzierung über Fallpauschalen in finanzielle Schieflage geraten. Um ein Auskommen sicher zu gewährleisten, sei es notwendig, immer mehr Patienten zu behandeln - ein finanzieller Druck, der dem Fokus auf das Wohl der Patienten entgegensteht.
Von einer geplanten Krankenhausreform auf Bundesebene erwartet Proff, dass Fixkosten nicht länger über Fallpauschalen abgedeckt werden müssen. Er begrüßt den Vorschlag der Expertenkommission, Krankenhäuser zu sichern und Vorhaltekosten zu finanzieren - unabhängig von der Zahl der Patienten und von medizinischen Eingriffen. "Aber die Zeit drängt", merkt Proff an, denn viele Krankenhäuser steckten tief in den roten Zahlen. "Ohne eine schnelle und auskömmliche Finanzierung könnte es passieren, dass Krankenhäuser unkontrolliert wegbrechen und Lücken in die Versorgung reißen", warnt Proff, "und dann wird es gefährlich."
Ein hoher Krankenstand von Pflegekräften und Ärzten belaste die Krankenhäuser aktuell außerdem. "Die Häuser machen weniger Umsatz, das System kippt", sagt Proff, "viele Krankenhausgeschäftsführer fürchten eine Insolvenz." Die sechs Milliarden Euro Inflationshilfe, welche der Bund am 16. Dezember 2022 zur Finanzierung der Krankenhäuser bereitgestellt hat, seien nicht ausreichend.
Für die geplante Krankenhausreform auf Bundesebene wünscht sich der Leiter des Referats Krankenhäuser und Pflegeausbildung der Caritas im Bistum Münster außerdem einen guten Austausch zwischen Bund und Ländern. "Um zu entscheiden, wo ein Krankenhaus in welcher Größe benötigt wird, muss man die Region gut kennen." Das könne auf Bundesebene nicht über eine "Schablone" geleistet werden. Es sei notwendig, dass Krankenhausplanung eine Aufgabe der Länder bleibe und neue Regelungen auf Bundesebene gut darauf abgestimmt würden, um eine sichere Versorgung für alle Menschen zu gewährleisten.
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 68 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 232 Altenheime und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
104-2022 (bü) 20. Dezember 2022