Beeindruckende Initiativen in der Flüchtlingshilfe St. Michael : Stefanie Tegeler, Dr. Antonius Hamers und Dominique Hopfenzitz (von links) im Gespräch mit ukrainischen Geflüchteten.Foto: Michael Bönte/Caritasverband für die Diözese Münster
Dieser Besuch war beeindruckend und stimmte zugleich nachdenklich: Der münstersche Diözesanadministrator Dr. Antonius Hamers hat in der Woche der katholischen Flüchtlingsarbeit (28. September bis 5. Oktober) am 2. Oktober zusammen mit dem Diözesancaritasvorsitzenden Dominique Hopfenzitz und der Flüchtlingsbeauftragten des Bistums Münster, Stefanie Tegeler, die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Ibbenbüren besucht. Bei einem Rundgang durch die Einrichtung, in der derzeit etwa 300 Geflüchtete leben, sprachen die Gäste auch intensiv mit Mitarbeitenden und Bewohnern.
Begrüßt wurde die Delegation aus Münster unter anderem von Regierungspräsident Andreas Bothe, der Einrichtungsleiterin Gabriele Schöpker sowie dem Dezernatsleiter für Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen der Bezirksregierung, Alexander Neuhann. In den unterschiedlichen Gebäuden, in denen insgesamt 960 Bewohner untergebracht werden können, informierten sie die Besucher über die Wohnsituation und die unterschiedlichen Betreuungsangebote."Ich bin beeindruckt, was hier für die Geflüchteten geleistet wird", sagte Hamers. "Bei den vielen Stimmen in Deutschland, die betonen, was nicht klappt, kann man hier erleben, wie viel doch funktioniert." Beim Besuch der schulnahen Bildungsangebote für Jugendliche und Kinder, beim Deutschunterricht, bei Sport- und Musikangeboten oder bei kreativen Möglichkeiten gewannen die Gäste einen Eindruck davon: "Hier geht es nicht nur um die Grundbedürfnisse der Menschen, sondern um wichtige, weil die Integration fördernde Möglichkeiten."
Die Betreuung der Menschen, die in der ZUE nach ihrem Asylantrag auf ihre Bescheide oder nach ablehnenden Bescheiden auf weitere Schritte warten, haben die Malteser übernommen. Nicht nur ihnen bescheinigte Hamers eine "große Identifikation und Professionalität" in ihrer Arbeit: "Wir können dankbar sein, dass alle hier ihre Aufgabe mit viel Herz erfüllen." Die Gespräche mit Geflüchteten aus Syrien und Afghanistan, die derzeit den größten Anteil in der ZUE ausmachen, stimmten die Gäste nachdenklich. Ihre Lebens- und Fluchtgeschichten machten ihnen noch einmal deutlich, wie wichtig die Offenheit für die Aufnahme Asylsuchender ist. "Und wie bereichernd diese Menschen für uns als Gesellschaft sein können", so Hamers.
Die Offenheit der Einrichtung für die Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer überzeugte die Besucher ebenfalls. Neben Einzelpersonen und Vereinen bringen sich auch kirchliche Gruppen ein. Ein Umfeld-Manager der Malteser unterstützt die Kontakte zur Bevölkerung in Ibbenbüren und den umliegenden Orten. "Ein enorm wichtiger Bereich", nannte Stefanie Tegeler das. "Es sind Chancen für die Bewohner, in der langen Wartezeit hier bereits entscheidende Schritte der Integration zu gehen." Bis zu sechs Monate können Familien in der ZUE untergebracht werden, Menschen ohne Kinder müssen teilweise bis zu zwei Jahre auf den Transfer in Unterbringungen der Kommune warten. "Neben den Begegnungen an ihren Arbeitsplätzen sind die Menschen hier auf diese Kontakte nach außen angewiesen, um sich nicht abgeschottet, sondern gesehen zu fühlen."
In der ZUE fehlen derzeit aber auch wichtige Angebote wie etwa die Asylverfahrensberatung. "Nicht wegen mangelnden Bedarfs, sondern weil die Stellen unsicher und unzureichend finanziert sind", sagt Tegeler. Zwar bemühten sich Betreuungsverband und Bezirksregierung, dieses Vakuum bestmöglich zu füllen, doch bleibe es ein strukturelles Defizit, das politisch gelöst werden müsse.
An diesen Punkten rücken die Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und der Stadt Ibbenbüren in den Blick. Die Besucher aus Münster informierten sich im Anschluss beim Caritasverband Tecklenburger Land über dessen umfangreiches Engagement für die Flüchtlinge. "In den Zeiten der Vollbelegung der ZUE gab es eine Wanderung der Aufgaben zu uns", berichtete Vorstand Manuel Künnemann. "Das Caritas-Zeichen ist international und für viele ein Begriff - da waren die Türen unserer unterschiedlichen Hilfseinrichtungen oft erste Anlaufstellen."
Die Aufgabe könne letztlich nicht ohne das Engagement der vielen Ehrenamtler gemeistert werden, berichteten die Mitarbeitenden der Caritas und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Ibbenbüren. Freiwillig Engagierte gaben dabei Einblick in ihre Arbeit. Deutschunterricht, Hilfe bei bürokratischen Aufgaben, Alltagsbewältigung oder Unterstützung bei der Wohnraumsuche waren dabei nur einige Beispiele. Der abschließende Besuch bei der Flüchtlingshilfe St. Michael machte dies deutlich. Dort gibt es bereits seit mehr als 30 Jahren eine engagierte Gruppe, die den Geflüchteten aus aktuellen Kriegs- und Krisengebieten helfen. Derzeit sind es vor allem ukrainische Menschen, mit denen sie Hilfsangebote für die Heimat organisieren, Musizieren oder auch Trauergruppen anbieten.
"Es ist ein unschätzbarer Einsatz der Freiwilligen", sagte Hamers. "Unglaublich wie intensiv und mit welch kreativen Ideen sie sich für die Geflüchteten einsetzen." Das zeige, dass die Arbeit mit Geflüchteten auf das Ehrenamt angewiesen sei. "Der Staat allein kann das nicht meistern." Auch die Caritas leiste dabei einen entscheidenden Beitrag: "Sie unterstützt die Engagierten mit hauptamtlichen, professionellen Strukturen."
Ein wertvolles Zusammenspiel, wie auch Tegeler unterstrich. "Wenn Haupt- und Ehrenamt ineinandergreifen, gelingt Integration." Wichtig sei daher, verlässliche Strukturen zu schaffen, die dieses Zusammenspiel langfristig sicherten. "Genau darauf muss der Fokus politischer Arbeit liegen - dann profitieren alle von einer offenen und solidarischen Gesellschaft."