Die Herausforderungen der Kurberatung in NRW in den Blick genommen (von links): Verena Ising-Volmer, Organisatorin vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn, Rebekka Rupprecht, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks, Dorothee Thielen, Geschäftsführerin der KAG-Müttergenesung in Berlin, und Pia Stapel, Vorsitzende der Caritas für das Bistum Münster.Foto: Michael Bönte
Die Caritas in Nordrhein-Westfalen macht sich für eine verlässliche Finanzierung der Kurberatung stark. Trotz ihrer entscheidenden Rolle für die Gesundheitsvorsorge gibt es bis heute keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Kurberatung - und damit auch keine gesicherte Finanzierung. "Eine Kur ist für viele Menschen eine dringend notwendige Maßnahme, um aus belastenden Lebenssituationen herauszufinden und gesundheitliche Krisen zu vermeiden. Doch ohne eine professionelle Beratung bleibt diese Chance oft ungenutzt", erklärte Pia Stapel, Vorständin des Diözesan-Caritasverbandes Münster beim Fachtag "SOS - Erste Hilfe Kurberatung. Warum wir Kurberatung auch zukünftig unbedingt benötigen".
Die Kurberatung der Caritas in NRW hilft Müttern, Vätern und pflegenden Angehörigen, eine auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Kurmaßnahme zu finden. Sie bildet den Ausgangspunkt der therapeutischen Kette, die nicht nur die eigentliche Kur, sondern auch die wichtige Nachsorge umfasst. "Dieses ganzheitliche Angebot ist das einzigartige Markenzeichen des Müttergenesungswerkes und eine unverzichtbare Unterstützung für viele Familien", sagte Stapel. Doch die Finanzierung der Kurberatung gleiche einem Flickenteppich. Träger müssten die Mittel aus verschiedenen Quellen wie Eigenmitteln, Kirchensteuern und Zuweisungen der Diözesan-Caritasverbände mühsam zusammenstellen.
Durch die zunehmend angespannte finanzielle Lage der Sozialträger sind diese Quellen jedoch immer unsicherer. Das gefährde das bewährte Kurberatungsnetzwerk der Caritas in NRW, das bisher vielen Menschen Zugang zu dieser wichtigen Unterstützung ermöglicht, warnte Stapel.
"Es ist höchste Zeit, dass vor allem der Bund die Bedeutung der Kurberatung anerkennt und eine nachhaltige Finanzierung auf den Weg bringt", forderte Stapel. "Vorsorge darf keine Glückssache sein. Die Kurberatung muss für alle, die sie benötigen, dauerhaft gesichert werden."
Die Caritas in NRW setzt sich daher gemeinsam mit der KAG Müttergenesung und dem Müttergenesungswerk für eine stärkere Unterstützung auf Bundesebene ein. "Deine Kur. Deine Stärke." - dieser Slogan des Müttergenesungswerkes bringt es auf den Punkt: Menschen zu stärken, damit ihr Leben wieder besser gelingt, beginnt mit einer verlässlichen Kurberatung. Dafür braucht es jetzt entschlossenes politisches Handeln.
Hintergrund:
"Müttergenesung" ist ein im heutigen Sprachgebrauch sperriger oder auch unmoderner Begriff, trotzdem mit hohem Bekanntheitsgrad, großer Akzeptanz und nach wie vor mit hoher Bedeutung für Familien und alle, die Carearbeit für ihre Angehörigen leisten. Dazu zählen heute nicht mehr nur Mütter, sondern auch Väter und pflegende Angehörige.
Gleichzeitig nehmen Belastungen für Familien zu: Krisen, Schnelllebigkeit und viele Veränderungen, Doppelbelastung durch Beruf- und Familienarbeit, Alleinerziehende, Pflege von Angehörigen etc. Das ist auch an der stetig steigenden Nachfrage nach Kurplätzen in den Einrichtungen der Müttergenesung ablesbar. Oft monatelang bis zu einem Jahr und mehr warten Mütter, Väter und pflegende Angehörige auf eine Aufnahme in einer geeigneten Klinik.
Kurberater*innen ebnen Betroffenen den Weg in eine Vorsorge oder Rehamaßnahme. Dennoch fehlt für die Kurberatung bis heute eine gesetzliche Anerkennung der Beratungsleistungen und damit auch eine Refinanzierung.
Die Träger der Kurberatungsstellen finanzieren die Arbeit aus Eigenmitteln, die Kurberatung muss dort quersubventioniert werden.
Aktuell existieren in NRW noch 79 Kurberatungsstellen in katholischer Trägerschaft (von ca. 270 KBSt der KAG im Bundesgebiet), die meisten bei der Caritas.
Dass diese Kurberatung gebraucht wird, steht außer Frage. Kurberaterinnen erleben das jeden Tag.
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