Ute Cappenberg, Referentin für Schuldnerberatung bei der Caritas für das Bistum Münster.Foto: Julian Eilers / Caritas für das Bistum Münster
"In einer auf Konsum ausgerichteten Welt muss der Umgang mit Geld, Handy und Internet frühzeitig gelernt werden", sagt Ute Cappenberg, Referentin für Schuldnerberatung bei der Caritas für das Bistum Münster. So könne unter anderem dem Verschuldungsrisiko, das von "Buy Now, Pay Later-Angeboten" ausgehe, begegnet werden, sagt sie anlässlich der diesjährigen Aktionswoche Schuldnerberatung, die vom 10. bis 14. Juni unter dem Motto "Buy Now - Inkasso später" stattfindet. Diese nimmt vor allem die Gefahren bei Online-Käufen mit Zahlungszielen ins Visier. "Viele Menschen unterschätzen das Risiko, das von scheinbar so verlockenden Angeboten ausgeht, jetzt etwas im Internet zu bestellen und es später zu bezahlen", weiß Cappenberg.
"Bei einigen Bezahlsystemen ist der Button, über den sofort bezahlt werden kann, gar nicht einfach zu finden", erklärt Cappenberg, die die 12 Schuldnerberatungsstellen in katholischer Trägerschaft im Bistum Münster vertritt. Die Bezahlung der Rechnung erfolge häufig über Drittanbieter. "Die Grenzen zwischen Kauf und Ratenfinanzierung verschwimmen. Auch Angaben zu anfallenden Zinsen und Gebühren gibt es häufig nicht. Die Wahrscheinlichkeit, in eine Schuldenfalle zu tappen, ist extrem hoch", sagt Cappenberg. Wichtige Voraussetzung, um betroffenen Haushalten helfen zu können, sei es, wieder einen Überblick über die finanzielle Situation zu bekommen. "Bei einer guten Budgetplanung können die Schuldnerberatungsstellen helfen."
Cappenberg fordert zudem einen Ausbau der Präventionsarbeit durch einen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle. "Vorbeugen ist besser als heilen und erspart vielen Menschen die drohende Armut", so die Caritas-Expertin. Die soziale Schuldnerberatung müsse daher gestärkt werden, denn diese verfolge einen ganzheitlichen Beratungsansatz und unterstütze Überschuldete bei ihrer wirtschaftlichen und psychosozialen Stabilisierung. "Das hat auch einen volkswirtschaftlich messbaren Mehrwert", sagt Cappenberg.
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 57 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 115 Tagespflegen, 27 Pflegeschulen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
Schuldnerberatung im Bistum Münster
Insgesamt 12 Schuldnerberatungsstellen im Bistum Münster befinden sich in katholischer Trägerschaft, entweder bei örtlichen Caritasverbänden oder Fachverbänden der Caritas wie dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) oder Männer (SKM). Zehn Beratungsstellen leisten auch Verbraucherinsolvenzberatung. Die Beratungsstellen befinden sich in Ahaus, Ahlen, Duisburg, Geldern, Hamm, Herten, Ibbenbüren, Kleve, Münster, Recklinghausen, Rheine und Warendorf.
Hintergrund
Veranstaltet wird die Aktionswoche von der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände (AG SBV). Diese vertritt etwa 1.400 gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen in Deutschland, in Trägerschaft der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände oder der Kommunen bzw. als Mitglied in einem der Verbände (Deutscher Caritasverband, Diakonie Deutschland, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Verbraucherzentralen). Im Gegensatz zu gewerblichen Anbietern ist die gemeinnützige soziale Schuldnerberatung für die überschuldeten Menschen kostenfrei.
028-2024 (ck) 7. Juni 2024